Der Tag mit Tiger by Schacht Andrea

Der Tag mit Tiger by Schacht Andrea

Autor:Schacht, Andrea [Schacht, Andrea]
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Aufbau
veröffentlicht: 2011-12-31T16:00:00+00:00


Besuch bei Christian

Nina schlug vor, man solle jetzt Christian einen Besuch abstatten, der um diese Zeit bestimmt zu Hause sei und Gesellschaft brauche. Christians Wohnung lag im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses und besaß einen Balkon zum Garten hin. Um Nina das ungehinderte Ein- und Ausgehen zu ermöglichen, hatte er eine schmale Laufplanke vom Garten bis zur Balkonbrüstung angebracht. Über diese Planke kletterten die drei Katzen hoch und saßen dann auf dem Fliesenboden vor der Glastür.

Es bedurfte nur eines kleinen Maunzers von Nina, und die Balkontür wurde geöffnet. Christian schaute etwas verblüfft auf die Versammlung und bemerkte dann: »Na, Nina, hast du deine Freunde heute mitgebracht? Dich kenne ich doch, du bist Tiger.« Tiger hielt sich vornehm zurück, als Christian ihm über den Kopf fuhr. »Schön, dass es dir wieder gut geht«, sagte er dazu.

Diese Bemerkung irritierte Anne kurz. Tiger ging es doch ausgesprochen gut, fand sie, doch dann wandte sich Christian ihr zu und strich auch ihr über den Kopf. Es gefiel ihr ausnehmend gut.

»Diese hübsche kleine Katze habe ich noch nie gesehen. Na, dann kommt herein! Irgendeinen Leckerbissen werde ich schon für euch finden.«

Christian hatte gerade begonnen, die Zutaten für sein Abendessen zusammenzustellen. Neben der Pfanne lag daher ein blutiges Steak, das er jedoch ignorierte. Stattdessen holte er eine dicke Scheibe gekochten Schinken aus dem Kühlschank. Während er sie in Würfel schnitt, erinnerte Anne sich an eine kleine Episode in der Metzgerei. Dort hatte sie nämlich einmal mitbekommen, wie er eine Scheibe »Tigerschinken« verlangt hatte. Die Fleischverkäuferin hatte ihn verständnislos angesehen, aber gleich darauf grinsend seine Erklärung akzeptiert, der Schinken sei für einen Stubentiger und nicht von einem Tiger.

Obwohl alle drei Katzen schon eine kleine Mahlzeit eingenommen hatten, gebot es die Höflichkeit, die gewürfelten Schinkenscheiben zu probieren. Anne hatte nach drei Häppchen genug und nutzte die Zeit, um einen kleinen neugierigen Rundgang durch die Wohnung zu machen, während Christian in der Küche das Fleisch briet.

Das Wohnzimmer entsprach ihrem Geschmack. Es war durch das bodentiefe Balkonfenster vermutlich tagsüber sonnig, die schlichten dunklen Ledermöbel setzten einen angenehmen Akzent zu dem hellen Teppichboden, der zu einem großen Teil mit einem flauschigen Berber bedeckt war. Darüber zu gehen bescherte ihr ein wunderschönes, kitzeliges Gefühl unter den Pfoten. An der einen Wand stand ein gut gefülltes Bücherregal. Anne drehte die Ohren nach hinten, und mit einem intensiven Lauschen in Richtung Küche versicherte sie sich, dass von dort keine Gefahr drohte. Dann sprang sie auf das erste Regalbrett, um sich über den literarischen Geschmack des Bewohners zu informieren. Sie war in der Krimi-Abteilung gelandet, die die gängigen Taschenbücher beinhaltete, kletterte dann zu gehobener Science Fiction hoch und warf dabei einen Band von Lem zu Boden. Dann fand sie ein paar zerlesene Klassiker wortreicher Erzähler aus dem letzten Jahrhundert und in einer dunkleren Ecke verschämt einige erotische Romane. Den Abstieg wählte sie über Fachzeitschriften und gebundene Veröffentlichungen technischen Inhaltes, darunter auch einige, auf denen der Name C. Braun prangte.

Wieder am Boden angelangt, setzte Anne ihren Rundgang in Richtung Hi-Fi-Anlage fort, um sich über die vorhandenen CDs zu informieren.



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